Vierter Gleichstellungsbericht warnt vor Folgen des Klimawandels für Frauen

Frauen sind durch die Folgen des Klimawandels besonders hart getroffen. Das ist eine der zentralen Botschaften des 4. Gleichstellungsberichts der Bundesregierung, der in dieser Woche veröffentlicht wurde.

Seit 2011 legt die Bundesregierung dem Bundestag und dem Bundesrat in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Gleichstellung der Geschlechter vor. Das vierte Expertengutachten, das in dieser Woche vorgestellt wurde, widmet sich den Folgen des Klimawandels auf die Geschlechter.

Das Gutachten zeigt anhand verschiedener Handlungsfelder geschlechterbezogene Folgen des Klimawandels und gleichstellungsrelevante Auswirkungen der darauf reagierenden Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen auf. Dabei wird laut den Expertinnen und Experten deutlich, dass der Klimawandel Frauen, einkommensarme und andere strukturell benachteiligte Menschen besonders hart trifft.

Gleichzeitig, so stellt das Gremium fest, würden Transformationsstrategien, die einseitig auf technik- und industrieorientierte Lösungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen setzen, Gefahr laufen, die Geschlechterungleichheiten noch zu verschärfen.

So orientiere sich beispielsweise die aktuelle Verkehrsplanung vorrangig an erwerbsbezogenen Bedarfen. Wegeketten von Menschen mit Betreuungsaufgaben, Verkehrsarten wie Fuß- und Radverkehre sowie öffentliche Verkehrsangebote würden vernachlässigt. Auch wohnten Menschen mit geringen Einkommen, darunter alleinlebende und alleinerziehende Frauen, zudem häufiger in energetisch unsanierten Gebäuden und hätten Probleme, ihre Wohnung angemessen zu heizen bzw zu kühlen. Auch das ohnehin überlastete Gesundheitssystem stehe mit der Klimakrise vor weiteren Herausforderungen: Aufgrund der geschlechterspezifischen Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit und da der Gesundheits- und Pflegebereich frauendominiert sei, träfen die zunehmenden Belastungen verstärkt Frauen – darunter viele Migrantinnen.

Welche Bedeutung hat dabei die Klimapolitik?

Klimapolitik müsse daher die „grundlegenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen des Klimawandels adressieren und nicht nur sozial, sondern auch geschlechtergerecht gestaltet werden“, fordert die unabhängige Sachverständigenkommission. Eine sozial-ökologische Transformation müsse den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen mit sozialen Zielen verknüpfen. Dazu gehöre es, „die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittsaufgabe in allen Maßnahmen der Transformation zu verankern.“ Die Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen des Berichts sollen in die Arbeit der Verwaltung, Politik und Gesetzgebung einfließen.

Als Reaktion fordert unter anderem die Bundesfrauenvertretung des Deutschen Beamtenbundes, verbindliche Mechanismen wie geschlechterdifferenzierte Folgenabschätzungen und Gender Budgeting anzugehen. Denn ob Mobilität, Wohnen oder Stadtentwicklung: Wenn Frauen nicht mitgedacht würden, bleibe der Fortschritt auf halber Strecke stehen, heißt es in einer Stellungnahme.

Schon 2024 kam ein Bericht der Frauen-Organisation der Vereinten Nationen mit Blick auf die Lage weltweit zu einem ähnlichen Ergebnis. Darin hieß es, dass Frauen und Mädchen in Naturkatastrophen, die durch die Klimakrise häufiger vorkommen, 14-mal wahrscheinlicher zu Tode kommen als Männer. Sie würden auch häufiger durch Klimafolgen zur Flucht gezwungen und einen größeren Teil der Belastungen, die mit schwierigeren Lebensumständen durch die Klimakrise einher gehen, tragen.

Quelle: BMFSFJ; www.gleichstellungsbericht.de, DBB