Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine finden in der Bundeswehr große Bemühungen um neues Personal statt. Bis 2031 soll sie über 200.000 Soldaten und Soldatinnen zählen. Doch die derzeitigen Entwicklungen zeigen das Gegenteil.
Nur noch 181.500 Männer und Frauen sind Teil der Bundeswehr. Die Zahlen stammen von 31.12.23 – ein Jahr zuvor waren es noch zirka 1.500 mehr. Besonders die Anzahl der Zeitsoldaten und Zeitsoldatinnen geht stark zurück. Ein Plus gab es hingegen bei den Reservisten und Reservistinnen sowie Berufssoldaten und Berufssoldatinnen. Auch der Anteil der Frauen ist leicht gewachsen.
Personalgewinnung ist erste Priorität
Das eigentliche Ziel ist es das Personal bis in das Jahr 2031 auf 203.000 Männer und Frauen zu bringen. Doch der aktuelle Trend ist rückläufig. Daher gab es in der Politik in letzter Zeit viele Diskussionen und Pläne für mehr Personalgewinnung – unter anderem Debatten über eine Einführung der Dienstpflicht und die Überlegung Personen ohne deutschen Pass zuzulassen.
Das Thema um Nachwuchskräfte steht an vorderster Stelle. Eine Taskforce wurde eigens dafür von Bundesverteidigungsminister Pistorius gegründet. Diese stellte im Dezember ihre Ergebnisse vor: Die Vorschläge sind unteranderem die Möglichkeiten der monatlichen Einstellung, schnellere Bewerbungsprozesse und Bewerbungsmöglichkeiten am nächsten Standort. Der Bericht umfasst insgesamt mehr als 60 Optionen.
Marketingstrategien sprechen nicht alle an
Die Bundeswehr hat auch schon in den letzten Jahren sehr viel dafür getan Nachwuchskräfte zu gewinnen. Zu diesen Maßnahmen gehören Werbekampagnen mit Plakaten, Social Media Beiträge, Besuche auf Messen, eine eigene YouTube-Serie und sogar eigene Camps, bei denen sich Interessenten den Alltag in der Truppe anschauen können.
Der Verteidigungspolitikexperte Carlo Masala sieht ein ganz anderes Problem: Die Kampagnen erreichen größtenteils nur die Menschen, die sowieso schon bundeswehraffin sind. Man müsse mehr die Leute ansprechen, die bislang noch nicht über die Option einer Karriere in der Bundeswehr nachgedacht haben. So schlägt er vor, ganze Jahrgänge per Brief anzuschreiben.
Personalmangel betrifft ganz Deutschland
Gründe für den Rückgang der Zahlen liegen im demografischen und gesellschaftlichen Wandel. Mit diesem Problem hat allerdings nicht nur die Bundeswehr zu kämpfen, denn diese Entwicklungen beziehen sich auf den gesamten deutschen Arbeitsmarkt, der um Nachwuchs und Fachkräfte kämpfen muss.