Neuer Wehrdienst: Gesetzesentwurf im Kabinett beschlossen

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf zur Einführung eines Neuen Wehrdienstmodells beschlossen. Mit dieser Reform will die Bundeswehr dem Personalmangel entgegenwirken – ohne dabei das Grundgesetz ändern zu müssen.

Eine zentrale Neuerung betrifft die Wehrerfassung, die nun vollständig in die digitale Ära überführt wird. Männliche Staatsbürger erhalten künftig einen Brief mit QR-Code, der sie zu einem verpflichtenden Online-Fragebogen führt. Frauen und Personen anderen Geschlechts können freiwillig teilnehmen. Die Verwaltung dieser Daten wechselt von den kommunalen Meldebehörden zur Bundeswehrverwaltung – ein Schritt, der die Länder entlastet. Angeschrieben wird man, wenn man das wehrfähige Alter erreicht hat, also in der Regel mit 18 Jahren.

Die Bundeswehr prüft die Rückmeldungen, trifft eine Auswahl und lädt zur Musterung ein. Es gilt allerdings das Prinzip der Freiwilligkeit. Wer Interesse am Wehrdienst bekundet, durchläuft ein professionelles Assessment. Dabei werden nicht nur die körperliche Eignung, sondern auch Fähigkeiten, Qualifikationen und mögliche Einsatzgebiete evaluiert. Im Laufe von zehn Jahren soll dann einmalig eine zweite Abfrage stattfinden, bei der die Angaben aktualisiert werden, um sich eine besseres Bild zu verschaffen.

Im Bundesministerium der Verteidigung wurde die Ausdehnung der Antwortpflicht auf Frauen geprüft. Dazu müsste jedoch das Grundgesetz geändert werden. Eine Änderung des Grundgesetzes ist derzeit nicht Gegenstand der Überlegungen der Bundesregierung.

Dienstzeiten werden angepasst

Der Neue Wehrdienst beinhaltet besonders das Ziel mehr Reservisten und Reservistinnen zu gewinnen. Interessierte können daher flexibel zwischen sechs und 23 Monaten Dienstzeit wählen. Parallel bleiben die bisherigen Laufbahnen als Zeit- oder Berufssoldat bestehen.

Strategische Antwort auf veränderte Sicherheitslage

Die Reform ist eine direkte Reaktion auf die verschärfte Bedrohungslage in Europa seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Deutschland muss in der Lage sein, seinen Frieden zu sichern und in Krisenzeiten handlungsfähig zu bleiben. Der neue Wehrdienst soll die Bundeswehr befähigen, im Ernstfall schnell zu wachsen und auf einen gut dokumentierten Pool an potenziellen Reservisten zurückgreifen zu können.

Chancen für die Jugend

Das neue Modell will mehr sein als nur ein Instrument der Landesverteidigung. Es soll jungen Menschen die Möglichkeit bieten, persönlich zu wachsen und neue Perspektiven zu entwickeln. Neben der körperlichen Ausbildung steht auch die Vermittlung von Kompetenzen und Werten im Fokus. Die Bundeswehr präsentiert sich damit als moderner Arbeitgeber, der sowohl gesellschaftliche Verantwortung als auch individuelle Entwicklungschancen bietet.

Quelle: https://www.bmvg.de/de/neuer-wehrdienst