Weltweit werden Frauen Opfer von Gewalt. In Deutschland nimmt die häusliche Gewalt zu. Zum Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen fordern Verbände deshalb mehr Schutzräume und Prävention.
So weist etwa die Diakonie Deutschland darauf hin, dass die häusliche Gewalt in Deutschland seit Jahren zunimmt. So wurden 2022 nach Angaben des Bundeskriminalamts 240.547 Fälle häuslicher Gewalt registriert, davon 157.818 im Kontext von Partnerschaftsgewalt. Das entspricht einem Anstieg der Partnerschaftsgewalt um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Der Schutzbedarf der Betroffenen - etwa durch Frauenhäuser - ist hoch. Doch es fehlten tausende Plätze, kritisiert die Diakonie. Nach den Empfehlungen der Istanbul-Konvention, die Deutschland unterzeichnet hat, werden in Deutschland mindestens 21.000 Frauenhausplätze benötigt. Laut Frauenhausstatistik 2022 gibt es aber nur 6.800 Plätze.
„Die Zahlen liegen seit langem auf dem Tisch. Frauenhäuser müssen schutzsuchende Frauen und ihre Kinder abweisen, weil keine Plätze frei sind. Das ist ein Skandal. Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Problem und darf nicht länger ignoriert werden“, erklärt Maria Loheide, Sozialvorständin der Diakonie Deutschland:
Die unzureichende Finanzierung der Frauenhäuser führe dazu, dass die personelle Ausstattung mit Fachkräften nicht ausreiche, um betroffene Frauen zeitnah aufnehmen zu können. Die Mitarbeiterinnen arbeiteten daher häufig ehrenamtlich, um die ständige Erreichbarkeit zu gewährleisten. Frauen, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben, müssten zudem ihren Aufenthalt selbst bezahlen.
Zu wenig Prävention
Doch es fehlt auch an Mitteln für Maßnahmen der Prävention und des Gewaltschutzes und an Bereitschaft, das Erforderliche zu tun. Mit dem Manifest "Wir ALLE gegen Gewalt an Frauen" wenden sich deshalb von häuslicher Gewalt Betroffene im Verbund mit Organisationen der Zivilgesellschaft an Politik und Öffentlichkeit. Zu den Verfasserinnen gehören auch Unterstützerorganisationen wie die Union deutscher Zonta Clubs und UN Women Deutschland. Insgesamt zählen 77 Organisationen und Institutionen aus unterschiedlichsten Bereichen der Zivilgesellschaft zu den Erstunterzeichnenden. Dazu Katja Kamphans, Präsidentin der Union deutscher Zonta Clubs. „Die breite Unterstützung freut uns sehr. Denn passiert ist von Seiten des Bundes und der Länder viel zu wenig - trotz Mahnungen durch GREVIO, trotz Alternativbericht des Bündnis Istanbul Konvention und trotz ambitionierter Koalitionsvereinbarung“.
Das gemeinsame Manifest, das im November an Bundesfamilienministerin Paus übergeben wurde, ruft Politik und Gesellschaft mit konkreten Forderungen zur Umsetzung von Maßnahmen des Gewaltschutzes, der Täterarbeit und der Prävention auf. Kernforderung ist die Beteiligung der Betroffenen und Facheinrichtungen an der konsequenten Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.
Das Manifest "Wir ALLE gegen Gewalt an Frauen" kann online von allen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern unterschrieben werden: https://wiralle.org/
Quelle: PM Diakonie Deutschland vom 24.11.23; PM Union Zonta-Clubs Deutschland vom 23.11.23