Autor und Experte Andreas Kling erläutert, wie ein neues System Patiententransporte optimieren kann, um einer Krankenhausüberlastung in der Corona-Krise vorzubeugen.
Um eine Überforderung der am stärksten betroffenen Krankenhäuser zu verhindern, wie es in Italien, Spanien und Frankreich vielfach geschehen ist, werden im Folgenden verschiedene Handlungsempfehlungen für ein bundesweites System zur Verlegung von COVID-Patienten, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedürfen, formuliert.
Wie kann man einer Krankenhausüberlastung vorbeugen?
Die Transportkapazitäten der Bundeswehr und des Katastrophenschutzes werden in das moderne Hilfeleistungssystem integriert. Auch wenn eine Epidemie das gesamte bundesdeutsche Gebiet betrifft, ist im zeitlichen Verlauf im Hinblick auf die Intensität mit geografischen Unterschieden zu rechnen. So ergibt sich die Frage, wie man Ressourcen im Gesundheitssystem deutschlandweit über Landesgrenzen hinweg am besten nutzen kann, wenn regional stärkere Belastungen entstehen.
Handlungsempfehlung Transportorganisation
Die primären Transporte werden bundesländerintern geregelt, für die Sekundärtransporte soll über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum des BBK eine bundesweite Organisation/Koordination eingerichtet werden. Die Zuweisung von hochkritischen Intensivpatienten erfordert zudem eine strenge medizinische Indikationsstellung (ausdrücklich eine ärztliche Entscheidung!) und geeignete Transportsysteme, ansonsten ist eine erhöhte Mortalität zu verzeichnen. Die Länder sollen zeitnah und kooperativ Bericht erstatten, welche Kapazitäten vorhanden sind. Für die Einzeltransporte werden vorhandene Einsatzmittel und Transporte genutzt. Sollte es jedoch zu größeren Transport-bedarf kommen, muss auf neu organisierte Systeme eventuell mit Unterstützung durch Bundeswehr und Katastrophenschutzeinheiten zugegriffen werden.
Handlungsempfehlung Transportmittel: Nutzung der Transportmitel in einem Vier-Phasen Modell
Die Bundeswehr kann bei fehlenden Transportmitteln auf verschiedene Arten unterstützen. Diese Unterstützung kann sowohl zu Lande als auch in der Luft erfolgen. Hygienemaßnahmen im Rettungsdienst sind, nach Erstellung von Hygieneplänen nach § 36 IfSG (Infektionsschutzgesetz) durch den Träger und Dienstherren, einer der Standards, welcher am klarsten geregelt ist und doch der, der am meisten der Dynamik des Alltags unterliegt. So müssen aufgrund hoher Auslastung und einem besonderen Umfeld, immer neue situationsbezogene und oftmals behelfsmäßige Maßnahmen ergriffen werden. Dies gilt in besonderem Maße für einen Massenanfall von Verletzten (MANV) oder eine Pandemielage wie COVID-19.
Handlungsempfehlung Personal
Zum einen muss das bereits bestehende Fachpersonal optimal genutzt werden. Zum anderen sollte frühzeitig begonnen werden, unqualifiziertes (bzw. bedingt qualifiziertes) Personal zu akquirieren. Analog zum Phasenmodell der Transportlogistik soll auch der Personaleinsatz in Phasen erfolgen. Dies soll veranschaulichen, wann die verschiedenen Maßnahmen angewendet werden sollen, sodass in akuten Situationen, wenn Personalnotstand unmittelbar bevorsteht, eine schnelle Entscheidung getroffen werden kann.
Handlungsempfehlung Bedarfserfassung
Für die Bedarfserfassung wird das webbasierte Meldesysteme „Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“ (IVENA) empfohlen, da dieses bereits in einigen Bundesländern flächendeckend in Behandlungseinrichtungen genutzt wird und dadurch die Organisation und Kommunikation untereinander erleichtert und verbessert. Außerdem hat das System die Testphase bereits abgeschlossen, was eine stabile Nutzung garantiert. Das für die Corona-Lage hinzugefügte Sondermodul „Positivnachweis“ unterstützt bereits mit erweiterten Funktionen die Datenlage für Funktionsträger in Krankenhäusern, Krisenstäben und Gesundheitsbehörden. Die Daten aus dem System IVENA können ebenfalls bei der Koordinierung von Personal und Transporten helfen, da die Daten der Krankenhäuser gesammelt und sortiert werden. Damit können dann weitere Institutionen ihr Vorgehen und ihre Kapazitäten planen, sodass die Kapazitäten der Krankenhäuser, Transportmittel und des Personals effizient und effektiv genutzt werden. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass durch den Ruf nach „Zentralisierung“ und ohne rechtliche Grundlage bereits etablierte, funktionierende Systeme nicht pauschal infrage gestellt werden.
Hinweis:
Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften. Die vollständige Dokumentation kann bei der Pressestelle der Hochschule angefragt werden.
Über den Autor:
Andreas Kling ist selbstständiger Berater für Logistik, Business Continuity Management und Bevölkerungsschutz und hat zusammen mit erfahrenen Experten der Feuerwehr, aus dem Bevölkerungsschutz, der Wissenschaft und der Forschung einen umfassenden und realitätsnahen Ratgeber im WALHALLA Fachverlag zusammengestellt.
Auftritte als Experte im TV: ARDalpha, ZDFzoom