Der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege (SVR) hat eine klare Botschaft: Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist ein akutes Problem, das strukturelle Defizite im System offenbart.
Trotz einer im internationalen Vergleich hohen Beschäftigtenzahl führt dies zu erheblichen Versorgungsengpässen, die uns alle betreffen können.
Folgen von Versorgungsengpässen können uns alle treffen
Im Gutachten des SVR wird zunächst der aktuelle Status quo beleuchtet. Die Engpasssituation bei Pflegeberufen, medizinischen Fachangestellten und Ärzten wird sich laut Prognosen weiter verschärfen. Der Einsatz von Pflegeassistenten anstelle von Fachkräften erhöht dabei die Risiken für Patienten und gefährdet die Patientensicherheit. Zudem führt mangelndes Personal zu schlechterer Beratung und Kommunikation, was negative Auswirkungen auf die Therapie haben kann. Lange Wartezeiten für Facharzttermine und Pflegeheimplätze sind ein bekanntes Problem und erschweren den Zugang zu notwendigen Leistungen. Pflegende Angehörige tragen oft die Hauptlast in der Langzeitpflege, was gesundheitliche und finanzielle Folgen für sie hat. Illegale Beschäftigung von Live-in-Kräften ist eine weitere Folge der Engpässe im Pflegesektor. Schließlich schrecken hohe Belastung und schlechte Arbeitsbedingungen potenzielle Fachkräfte ab.
Maßnahmen zur Erhöhung des Fachkräfteangebots
Der SVR empfiehlt eine nationale Gesundheitspersonalbedarfsplanung mit engem Monitoring der Personalressourcen und -bedarfe. Die Attraktivität der Berufsbilder im Gesundheitswesen sollte durch bessere Gehälter, Arbeitsbedingungen und Anerkennung gesteigert werden. Zudem sollten Pflegefachpersonen mehr Autonomie bekommen. Die Anwerbung und Integration ausländischer Fachkräfte muss intensiviert werden. Neue Technologien wie Telemedizin sollten genutzt werden, um das Personal zu entlasten.
Maßnahmen zur Reduktion der Nachfrage nach Fachkräften
Strukturelle Maßnahmen sind ebenfalls notwendig. Das Leistungsspektrum der ambulanten Versorgung sollte erweitert werden, um Pflegebudgets und Zeitkontingente effizienter zu nutzen. Außerdem sollte die Vernetzung der Leistungserbringer durch einrichtungsübergreifende Strukturen verbessert werden, um eine bessere Koordination und einen effizienteren Personaleinsatz zu erreichen. Ein weiteres Ziel sollte die Etablierung Regionaler Pflegekompetenzzentren werden, um Beratung und Personalentwicklung zu fördern. Dabei ist auf ein einheitliches Instrumentarium für die Bedarfserfassung als Basis für die regionale Versorgungsplanung zu achten. Das Qualitätsmonitoring sollte mit einem Fokus auf Personalressourcen als Qualitätskriterium weiterentwickelt werden. Außerdem sollten Krankenhauseinweisungen aus Pflegeeinrichtungen durch eine bessere Ausstattung und erweiterte Kompetenzen der Pflegefachpersonen vermieden werden.
Das Gutachten zeigt klar: Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Handlungsproblem. Die Umsetzung der Empfehlungen wird Zeit brauchen – Zeit, die wir hoffentlich noch haben, bevor das System kollabiert.
Quellen: https://www.svr-gesundheit.de/publikationen/gutachten-2024/, Beraterbrief Pflege 2024/12