Deutschland hat der NATO bis 2025 die erste einsatzbereite Heeresdivision der Bundeswehr zugesagt. Das Projekt gilt als besonders ambitioniert. Bislang wird der Zeitplan eingehalten, trotzdem gibt es noch offene Punkte, die Sorgen bereiten.
Der Auftrag entstammt dem NATO-Streitkräfteplan sowie dem NATO New Force Model. Ursprünglich war die Umsetzung bis 2027 angesetzt, nun wurde diese zwei Jahre nach vorne gezogen.
Die geplante Division wird in Veithöcheln bei Würzburg in der Balthasar-Neumann-Kaserne stationiert sein. Von hier aus wird derzeit die 10. Panzerdivision von Generalmajor Ruprecht von Butler befehligt, die als Grundlage für die Heeresdivision gilt. Sie weist rund 20.000 Soldatinnen und Soldaten auf und ist über ganz Deutschland verteilt. Auch eine Deutsch-Französische Brigade und eine niederländische Brigade sind Teil davon.
Nächstes Jahr soll die erste Stufe erreicht werden, die den Titel „Division 25“ trägt. Dann wird die Division bereits in Teilen einsatzfähig sein. Bis zur vollen Einsatzbereitschaft dauert es allerdings noch, zunächst kann sie nur mit Abstrichen eingesetzt werden.
Abschreckung als Mittel gegen Feinde
Dieses Projekt zeigt, wie wichtig Deutschland seinen Beitrag zum Bündnis nimmt, so der Politikwissenschaftler und Verteidigungspolitikexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).
Die Allianz wird in Tagen des russischen Angriffs auf die Ukraine wichtiger als je zuvor. Mölling hält einen Angriff Putins auf NATO-Gebiet für ein realistisches Szenario, nicht unbedingt um ganz Europa zu erobern, sondern eher um das bestehende Bündnis zu spalten.
Auf diesem Hintergrund basierend sind die Pläne für die Division umso bedeutender. Das Bündnis muss Abschreckungspotenzial aufweisen und dabei spielt die geplante Heeresdivision eine große Rolle. Die NATO hofft, einen Krieg verhindern zu können, indem durch die Aufstellung von Streitkräften, potenzielle Gegner abgeschreckt werden.
Ausstattung größtenteils verfügbar
Dieses Jahr im April ist es Ziel, die organisatorische Umgliederung der 10.Panzerdivision abzuschließen. Wenn es um die Ausstattung mit Großgeräten geht, sieht es ebenfalls gut aus. Der hochmoderne Panzer Puma, um den es zuletzt einige Schlagzeilen gegeben hatte, löst den Schützenpanzer Marder ab.
Auch kleine Geräte, wie Funkgeräte, Material für Feldküchen oder Spezialwerkzeug für die Instandhaltung von Fahrzeugen, spielen in der Ausstattung eine wichtige Rolle. Die Bestände weisen einen unterschiedlichen Stand auf, regen laut Kommandeur von Butler aber nicht zur Sorge an. Priorität hat das Material zur Ausbildung, das größtenteils vorhanden ist.
Zur Not müssten andere Divisionen aushelfen, die dann mit den daraus resultierenden Einschränkungen leben müssten. Dieses Problem existiert in einigen Divisionen der Bundeswehr allerdings bereits. Das Problem der deckenden Ausstattung der gesamten Bundeswehr ist bei weitem noch nicht gelöst. Im Idealfall sollte „eine Armee vom ersten Tag an komplett einsatzfähig sein.“, so Mölling.
Probleme bei Flugabwehr und Munition
Für die 10. Division soll wieder ein Flugabwehrbataillon aufgebaut werden, das einst schon existierte, aber vor zehn Jahren aufgelöst worden war. Für den Wiederaufbau müssen Flugabwehrpanzer beschaffen werden und die Produktion dafür braucht seine Zeit. Hier muss bereits die niederländische Brigade der Division aushelfen, um den Bedarf zu decken.
Ähnlich problematisch sieht es bei den Munitionsbeständen aus. Die NATO gibt einen Vorrat für 30 Kriegstage vor, die Auflage kann jedoch nicht erfüllt werden. Diese Lücken entstanden vor allem durch Abgabe von Artilleriemunition und -geschützen.
Aufbau des restlichen Heeres
Nach der 10.Panzerdivision sollen im Anschluss die anderen beiden Heeresdivisionen nach und nach einsatzbereit gemacht werden. Langfristig gesehen sollen die deutschen Heeresdivisionen zu handlungsfähigen Großverbänden werden.