Daten von Kindern unterliegen einem besonderen Schutz. Doch eine Untersuchung von mehr als 40 Kita-Apps zeigt, dass es hier großen Nachbesserungsbedarf gibt.
In vielen Kitas haben sich in den vergangenen Jahren Apps etabliert, die das Kita-Personal im Alltag unterstützen. Administrative Prozesse wie Rechnungsstellung, das Erstellen von Zeitplänen oder die Gruppenorganisation werden dadurch vereinfacht.
Mehr noch: Mithilfe der Messenger-Funktion können die Erzieherinnen und Erzieher schnell und einfach mit den Eltern kommunizieren. Kein Wunder, dass Kita-Apps einen wahren Boom erleben und millionenfach downgeloadet werden.
Mehr als 40 Kita-Apps aus Europa und den USA analysiert
Forschende der Ruhr-Universität Bochum (RUB), der Westfälischen Hochschule und des Bochumer Max-Planck-Instituts für Sicherheit und Privatsphäre haben gemeinsam mit einem Industriepartner 42 Kita-Apps aus Europa und den USA im Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz untersucht.
Das Ergebnis ist erschreckend: Bei einigen Apps konnten sie auf private Fotos der Kinder zugreifen; mehrere Anwendungen griffen ohne Einverständnis persönliche Daten von Nutzern ab und teilten diese mit Drittanbietern.
Datenschutzerklärungen sind häufig mangelhaft
Laut Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum stellten die Forschenden bei 40 Apps fest, „[...] dass sie die Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher beobachten: Sie sammeln die Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Nutzerin oder des Nutzers sowie Informationen zum verwendeten Gerät und zur Verwendung der App, etwa wann auf welchen Button geklickt wurde. Diese und andere Informationen teilen und verkaufen die Hersteller an Drittanbieter.“
Im Hinblick auf die Datenschutzerklärungen sehen sowohl die gesetzlichen Vorschriften in Europa als auch in den USA vor, dass erwähnt werden muss, dass die Apps Daten von Kindern verarbeiten, sammeln und verkaufen. Dieser Hinweis fehlt allerdings in vielen Erklärungen.
Die Forschenden vermuten, dass es sich viele Anbieter fahrlässig handeln. So sei die verlinkte Datenschutzerklärung in einigen Fällen nicht konform, unter anderem, weil sie keine Angaben über die Datenverarbeitung in der App oder über die angebotenen Dienstleistungen enthalte und häufig seit vielen Jahren nicht mehr angepasst worden sei.
Zwölf der untersuchten Kita-Apps stammen aus Deutschland
Alle App-Hersteller wurden auf die Schwachstellen aufmerksam gemacht.
Aus Deutschland wurden folgende Apps untersucht: CARE Kita App, HOKITA-Eltern, Isy Kita, Kidling Kita-App, KigaRoo für Eltern, KiKom Kita App, Kindy – Die Kita-App, Kita-Info-App, Kitaportfolio, Leandoo Eltern, Sdui, Stramplerbande. Wie die Apps im Einzelnen abgeschnitten haben, können Sie in der Originalstudie nachlesen.
Andere Messenger-Dienste sind keine Alternative
Angesichts der Studienergebnisse auf Kita-Apps zu verzichten, halten die Forschenden allerdings nicht für praktikabel. Alternative Messenger-Dienste wie WhatsApp seien aus Datenschutzsicht noch mangelhafter.
Vielmehr empfehlen sie, Richtlinien und Checklisten zu erstellen. So könnten beispielsweise staatlich verantwortliche Stellen Empfehlungen aussprechen und an die Trägervereine der Kitas weitergeben.
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