Am 5. April hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit einem Indienststellungsappell das Kommando Cyber- und Informationsraum in Bonn offiziell in Dienst gestellt. Zudem hat sie Generalleutnant Ludwig Leinhos die Verantwortung über das Kommando übertragen.
„Die heutige Geburtsstunde des Kommandos Cyber- und Informationsraum (CIR) ist für die Bundeswehr mehr als ein Meilenstein. Damit stellen wir uns international im Spitzenfeld auf“, sagte Ursula von der Leyen beim Indienststellungsapell. „Lassen Sie den neuen Organisationsbereich CIR zu dem werden, was er sein soll: ein Zentrum für Innovation, Kreativität und hohe Expertise im Cyber- und Informationsraum“, so die Ministerin weiter. Die rund 260 Angehörigen des Kommandos werden truppendienstlich und fachlich den neuen Organisationsbereich CIR führen und ganzheitlich für die Dimension Cyber- und Informationsraum verantwortlich sein.
Cyber-Angriffe auf Staaten und besonders deren kritische Infrastrukturen sind schon lange keine Fiktion mehr, sondern bittere Realität. „Die Angriffe auf unsere Systeme und Netze kommen täglich, unabhängig von Begriffen wie Frieden, Krise, Konflikt oder Krieg“, so von der Leyen. Über 280.000 Ereignisse in den ersten zwei Monaten des Jahres habe die Bundeswehr gezählt, die als Cyber-Attacken gegen die Bundeswehr gewertet werden können. Dies reiche von der einfachen Spionage, Datenklau über Zerstören bis Manipulieren und Beeinflussen. „Und um eins klarzustellen: Wenn die Netze der Bundeswehr angegriffen werden, dann dürfen wir uns auch wehren“, so die Ministerin.
Vielfältige Aufgaben
Dabei ist Cyber nur einer der wesentlichen Anteile im größeren Informationsraum. Die Aufgaben und die Herausforderungen im Informationsraum sind weit vielfältiger. „Der Cyber- und Informationsraum ist eine eigene sicherheitspolitische Domäne geworden. Deswegen bündeln und stärken wir unsere Expertise in der Truppe“, so von der Leyen.
Die Angehörigen des neuen Organisationsbereichs werden zum einem den Schutz und Betrieb des IT-Systems der Bundeswehr, sowohl im Inland als auch im Einsatz sicherstellen, zum anderen Fähigkeiten zur Aufklärung und Wirkung im Cyber- und Informationsraum stärken und weiterentwickeln. Zudem werden sie mit dem Geoinformationswesen der Bundeswehr alle anderen Bereiche der Bundeswehr bei ihrer Auftragserfüllung unterstützen und durch Austausch und Kooperation mit den anderen Institutionen, in einer digitalisierten Umgebung zu einer gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge beitragen und die Cyber-Sicherheitsarchitektur stärken.
Der richtige Mann
„Wir etablieren einen Inspekteur CIR, der wie die Inspekteure Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis und Sanität, seine Domäne verantwortlich führt, gestaltet und national und international vertritt“, so von der Leyen zum ersten Inspekteur CIR, Generalleutnant Ludwig Leinhos. Leinhos militärischer Werdegang ist geprägt von diversen Führungsverantwortungen im In- und Ausland im Bereich Führungssysteme, IT-Planung und Anwendung. Unter anderem war er Verantwortlicher für Cyber Defence im NATO Hauptquartier in Brüssel. Bevor er zum ersten Inspekteur CIR ernannt wurde, war er Leiter des Aufbaustabes CIR.
Weiterer Weg
„Bereits im Juli werden Ihrem Kommando rund 13.500 Soldatinnen und Soldaten und zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstellt sein. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ecken unserer Streitkräfte“, so von der Leyen. Ab Juli 2017 werden dem Kommando dann truppendienstlich das Kommando Strategische Aufklärung, das Kommando Informationstechnik der Bundeswehr, ehemals Führungsunterstützungskommando der Bundeswehr, und das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr unterstellt. Für all diese Menschen gelte es nun eine neue militärische Heimat zu schaffen, die eingebettet in die Bundeswehr sei.
Eine Einheit und Identität, die in den kommenden Monaten wachsen muss. „Ein erstes sichtbares Zeichen haben wir mit dem marineblauen Barett und dem dazugehörigen Barettabzeichen gesetzt“, so Leinhos bei seinen Worten während des Appells. Neben den deutlich erkennbaren Kommandoangehörigen waren Soldaten aus allen anderen militärischen Organisationsbereichen auf dem Münchner Platz auf der Bonner Hardthöhe angetreten. „Dass die militärischen Organisationsbereiche heute hier mit ihren Abordnungen an unserer Seite stehen, ist sichtbares Zeichen des Willens, uns in ihre Mitte aufzunehmen“, so Leinhos weiter.
Personal und Ausbildung
Eine Herausforderung für den neuen Bereich wird sicherlich sein, die dringend benötigten IT-Experten für den Bereich zu gewinnen. „Ja, wir müssen richtig Gas geben, um die klügsten Köpfe zu bekommen und zu halten“, so von der Leyen. „Wir erhöhen gemeinsam die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr durch flexiblere Laufbahnen und Werdegänge“, sagt die Ministerin. Zudem seinen erste Früchte der Arbeitgeberkampagne deutlich erkennbar. „Im letzten Jahr ist es uns gelungen, 60 Prozent mehr Informatikerinnen und Informatiker einzustellen als im Jahr davor. Ein Ergebnis, das Mut macht“, so die Ministerin. Zudem wird die Bundeswehr mit einem internationaler Master-Studiengang für Cyber-Sicherheit an der Universität der Bundeswehr in München selber IT-Experten ausbilden.
Material Up to Date
Neben dem Personal wird es auch darauf ankommen, den Spezialisten hochmodernes IT- Gerät zur Verfügung zu stellen. „Insgesamt sind im aktuellen Haushalt rund 1,6 Milliarden Euro für IT-bezogenen Aufwendungen vorgesehen“, erläutert die Ministerin. Dies reiche von neuen Funkgeräten über Hardware bis hin zu Verträgen mit Providern. „Für 2018 planen wir mit einem weiteren deutlichen Anstieg. Oben drauf kommen jeweils jährlich Personalkosten von mindestens eine Milliarde Euro. Diese Zahlen machen noch einmal deutlich, dass wir bereit und gefordert sind, die Investitionen auch in diesem Bereich deutlich zu verstärken“, so die Ministerin weiter.
Mit dem Cyber-Innovations-Hub sei in Berlin zudem gerade eine Schnittstelle zu den treibenden Kräften der IT-Community etabliert worden, die den regelmäßigen Dialog mit den Protagonisten aus der Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie aktiv suchen wird. „Wir warten nicht, bis sich ein Start-up bei uns melden. Wir suchen ganz aktiv die neuen disruptiven Technologien“, so von der Leyen. Diese sollen hinsichtlich eines Mehrwertes für die Bundeswehr bewertet werden und sind diese für die Bundeswehr geeignet, schnell und unkompliziert in die Bundeswehr eingeführt werden.
Mit Kreativität und Innovation
Auf den Angehörigen des Kommandos liegen hohe Erwartungen. „Gehen Sie mit Neugierde und Schwung ans Werk“, so die Ministerin zu den Angehörigen des Kommandos. Ab heute werden diese Frauen und Männer einen existenziellen Beitrag für die Sicherheit der Bundeswehr und der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes leisten. „Wir vertrauen Ihnen. Und wir trauen Ihnen viel zu“, so von der Leyen zu den Angehörigen des Kommandos CIR.